Das erbsündchen und das traurige Baby.
Wenn ich Tanken muss, darf sich das erbsündchen immer ein Überraschungsei oder etwas anderes aussuchen. Heute war es ein sehr seltsames Dino-Ei. Was aber im Grunde völlig egal ist, denn wenn ihr glaubt, des erbsündchens Hauptinteresse würde sich auf den Spielzeuginhalt des jeweiligen Eis beziehen, so irrt ihr.
Denn was sie am meisten fasziniert ist der „Beipackzettel“, genauer gesagt das kleine Bild auf dem ein Baby durchgestrichen ist. Es hat etwa drei Haare auf dem Kopf und schaut sehr unglücklich.
Meinen Hinweis, dass dies bedeuten soll, dass das Spielzeug nicht für Kinder im Alter von 0 – 3 Jahren geeignet ist (das erbsündchen wird erst im Juli 4 und weiss das auch), überspielte sie schon beim ersten Mal gekonnt – er verhallte ignoriert und unkommentiert im Universum.
Denn jedes, wirklich jedes einzelne Mal, wenn sie einen solchen Zettel auspackt, haben wir einen „Murmeltiertag-Moment“ – es folgt immer diese Konversation – und zwar genau so und in der gleichen Reihenfolge:
„Mama schau! Ein Baby! Es hat keine Haare.“
„Oh ja, stimmt!“ (Ich, mal mehr, mal weniger enthusiastisch überrascht.)
„Das Baby ist durchgestrichen“, sagt sie dann.
Bedeutungsvolles Schweigen folgt, gepaart mit wissendem und mitleidigem Kopfschütteln, bis ich endlich die eine, wichtige Frage stelle:
„Weisst du warum es durchgestrichen ist?“
„Ja! Weil das Spielzeug NICHT für Babies ist. Es ist nur für große Kinder! ICH bin ein großes Kind.“
„Aha, und woher weisst du das?“
„ICH habe viele Haare. Ich bin schon groß und darf damit spielen.“
Zufriedenes Seufzen und noch mal mitleidiges Kopfschütteln.
Das Spielzeug wird dann im Auto vergessen – der wichtige Zettel aber, nämlich der Beweis, dass sie schon ein großes Kind ist, wandert in ihren Heiligtums-Rucksack. Zu den anderen wichtigen Zetteln aus den anderen Eiern, auf denen das haarlose, traurig schauende Baby abgedruckt ist das genau weiss, dass es damit noch nicht spielen darf.