Das erbsündchen und die pädagogischen Kompromisse.
Dieses Bild sieht harmlos aus. Haha … darf ich mal kurz lachen?
Des erbsündchens Kindergartengruppe plant eine München-Tour … im Vorfeld werden Bilder gemalt zu allen wichtigen Stationen, die es für die Kinder in München gibt.
Beim Abholen zeigte das erbsündchen mir stolz IHR Bild, es hing mit Wäscheklammern befestigt auf einer Kordel, zwischen vielen anderen, die für das Projekt gesammelt werden sollten.
„Oh wie schön, Schnäuzchen! Das hast du toll gemalt!“, war meine Reaktion nach eingehender Betrachtung. Dann wandte ich mich … ach ich DUMMES … zum Gehen.
Nunja … wer Kinder hat weiss, wie laut und wie lange 3 1/2-jährige Menschen schreien können. The Unstoppables sag ich mal – da half kein Erklären, kein Ablenken … ohne das Bild hätte sie den Kindergarten nicht verlassen – ausser ich hätte sie narkotisiert.
„Das, was da schreit, das ist meins.“ erklärte ich den Passanten, die sich vor dem Kindergarten mitfühlend zu ihr herunterbeugten und dem armen kleinen Kind, das tränenüberströmt mit laufender Nase und voller Verzweiflung auf dem Bürgersteig mitten in München Bogenhausen stand, helfen wollten. (Großartig übrigens, bitte immer schauen, ob Hilfe gebraucht wird, egal ob von Mutter oder Kind! Danke an dieser Stelle allen, die sich kümmern!)
Nun, Hilfe hätte in diesem Fall aber ICH gebraucht. Und ich schwöre euch – ich HABE es versucht. Ich habe alles gegeben, was ich an pädagogischen und sonstwelchen Tricks draufhabe, während die anderen Eltern an mir vorbei gingen, verständnisvoll und mitfühlend nickend und eine Erzieherin mir einen Stuhl brachte.
Nun. Da ich nicht mein restliches Leben in dieser Situation verbringen wollte, fand ich einen (sehr unpädagogischen) Kompromiss: wir haben das Bild kopiert. In Farbe.
Noch einmal 5 sehr, sehr lange Minuten, in denen das erbsündchen BEIDE Bilder in den Händen hatte, kritisch verglich und dann aber schniefend entschied: „Ok. Wir nehmen das eine mit. Das andere hängen wir auf.“ (Ich nahm ihr an dieser Stelle zügig das Original aus der Hand und hängte es schnell wieder im Gruppenraum auf die Kordel).
„Aber nur bis morgen!“
Morgen ist ein neuer Tag. Und der bringt neues Glück.